Juli-August, Biezen Wien
Der Juli & August im Bienenvolk
Nach der Sommersonnwende nimmt die Aufwärtsentwicklung des Bienenvolkes ein Ende. Die Beuten sind zwar noch voll, aber spätestens Ende des Monats wird auch in den letzten Völkern die Drohnenschlacht beginnen. Jetzt im Juli sind alle Weichen auf die Wintervorbereitung gestellt. Die Jungbienen, die jetzt schlüpfen, sind die Ammen für die Winterbienen. Die Varroamilbe, die sich mit Beginn der Bruttätigkeit im Volk exponentiell vermehrt hat – das bedeutet eine Verdoppelung pro Monat! – erreicht nun einen kritischen Befallsgrad. Dadurch, dass die Königinnen ihre Legeleistung herunterfahren, da kaum noch Tracht vorhanden ist, kommt es zu einer mehrfachen Parasitierung einzelner Brutzellen durch die Milbe. Die ersten Anzeichen von Varroaschäden lassen sich durch verkrüppelte Jungbienen, löchrige Brutnester oder geflickte Zelldeckel erkennen. Diese entstehen, weil Bienen in kranke Brutzellen hineinschauen, um festzustellen, ob alles in Ordnung ist. Wenn der Befall schon extrem ist, sieht man auch aufreitende Milben auf den Bienen. Um gesunde Winterbienen zu erhalten, die die kalte Jahreszeit gut überstehen, müssen wir jetzt unbedingt als Imker*innen eingreifen.
Arbeiten am Bienenvolk
Der Juli ist für uns einer der arbeitsintensivsten Monate im Jahr. Es steht die letzte Ernte an, die Hauptentmilbung und der Beginn der Winterfütterung. Zur Honigernte haben wir im letzten Artikel, die relevantesten Informationen zusammengetragen. Der Zeitpunkt der letzten Ernte ist bei uns meist Ende Juli. Wir haben zum Zweck der Varroabehandlung 24 Tage früher bereits einen Eingriff durchgeführt, um die Brutfläche zu begrenzen. Im Folgenden beschreiben wir, wie wir jetzt weiter vorgehen. Doch zuerst noch etwas zu unseren Beweggründen, warum wir uns für diese Behandlungsmethode entschieden haben:
Totale Brutentnahme (TBE) und Bauerneuerung (BE)
Besonders in Jahren mit hohen Winterverlusten sind die Behandlungskonzepte gegen die Varroamilbe unter uns Imker*innen ein heiß diskutiertes Thema. Das Konzept, das wir in unseren Betrieben anwenden, möchten wir euch näherbringen: totale Brutentnahme mit kompletter Bauerneuerung und anschließender Oxalsäure-Sublimierung. Wir möchten besonders all jene Imker*innen, die Völkerverluste über 20% haben, einladen, ihr Behandlungskonzept zu prüfen. Vielleicht ist es an der Zeit, seine Betriebsweise an neue Herausforderungen wie Viren, Spritzmittel und klimatische Veränderungen anzupassen. Die meisten Imker*innen wenden Ameisensäure für die Hauptentmilbung im Sommer an. Für alle Applikationen mit Armeisensäure gilt: ihr Wirkungsgrad ist von der idealen Dosierung, und diese wiederum vom Beutenvolumen, der Bienenmasse in der Beute sowie externen Faktoren wie
Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängig. Vor allem klimatische Faktoren können wir Imker*innen nicht beeinflussen! In einem Sommer ist es zu warm, im nächsten ist es zu feucht, was jeweils zur Folge hat, dass der erwartete Wirkungsgrad der Behandlung nicht erreicht wird. Weitere Eingriffe und Folgebehandlungen sind notwendig, um die erforderliche Milbenreduktion zu garantieren. Im Gegensatz zu Anwendungen mit Armeisensäure ist die Brutentnahme von keinen externen Faktoren abhängig und somit IMMER erfolgreich. Genau darin liegt ihre Stärke. Da sich diese Methode genau planen lässt, ist sie gerade für Neueinsteiger*innen sehr zu empfehlen! Seit wir in unserem Betrieb mit TBE arbeiten, liegen unsere Winterverluste unter 10%.
Die totale Brutentnahme ist eine bereits lang bekannte und praktizierte Methode und trotzdem höchst effektiv, wenn es um die Reduktion der Varroamilbe geht. Ein großer Teil der Milbenpopulation ist in der verdeckelten Brut vorzufinden und kann durch Entnahme der Brut aus dem Bienenvolk leicht entfernt werden.
Das Bienenvolk kann nun in der brutfreien Phase (maximal neun Tage) mit Oxalsäure behandelt werden. Wir koppeln die Brutentnahme immer an eine komplette Bauerneuerung. Somit werden alle Waben (Brut in allen Stadien, Leerwaben, Honigwaben usw.) dem Volk entnommen. Wir bilden also einen Schwarm am selben Standort des Bienenvolkes in einer neuen Zarge mit frischen Mittelwänden oder Anfangsstreifen. Dieser gekoppelte Prozess bietet unglaubliche Vorteile: Neben der Milbenreduktion werden alte, belastete Waben dem Volk entnommen und somit ist ein kompletter Neustart durch Bilden eines Schwarmes möglich. Da nach der letzten Honigernte meist ein Überschuss an Bienen in den Völkern ist, kann der Schwarm schnell ein neues Wabenwerk anlegen. Weil alle Völker am Bienenstand mit Wabenbau beschäftigt sind, sinkt die Gefahr der Räuberei. Für den neuen Wabenbau benötigt der Bien natürlich ein Mehr an Futter. Manche Imker*innen werden sich Sorgen machen, ob zu dieser Zeit für die zusätzliche Bauleistung genug Pollen vorhanden sind oder die Brutentnahme negativen Einfluss auf die Volksstärke hat. Die Pollenversorgung stellt im Osten kein Problem dar. Uns sind auch Imker*innen bekannt, die zur selben Zeit in höheren Lagen sehr erfolgreich Bauerneuerung betreiben. Dr. Ralph Büchler hat durch seine Forschungen belegt, dass TBE keine negativen Auswirkungen auf die Einwinterungsstärke hat.
Arbeitsschritte TBE und Bauerneuerung
Da die letzte Honigernte in die Brutentnahme und Bauerneuerung integriert ist, muss hier möglichst zeitig in der Früh mit den Arbeiten begonnen werden, um Räuberei vorzubeugen. Alle Zargen/Boxen, die für die Honigernte oder zum Sammeln der Waben verwendet werden, müssen bienendicht sein und während der Arbeit möglichst schnell wieder verschlossen werden. Am besten holt man sich für diese Arbeit Unterstützung!
- Am Bienenstand angekommen, sind ein paar Vorbereitungen unerlässlich: Leerzargen mit passenden Böden und Deckel für die verschiedenen Waben, die entnommen werden wie
Honigwaben, Leerwaben/Mittelwände, Pollenwaben werden vorbereitet. Für die Brutsammler sollten verschlossene Gitterböden bereitstehen. Bei der Honigernte arbeiten
wir immer mit einem Smoker, damit nicht geräubert wird. - Vor dem Öffnen eines Bienenvolkes wird eine Zarge mit Mittelwänden/Anfangsstreifen vorbereitet. Das Bienenvolk wird komplett abgebaut und neben dem Ursprungsort abgestellt.
Dabei werden Honig und Bruträume getrennt aufgestellt. Der Brutraum mit der Königin wird immer auf einen verschlossenen Boden gestellt. Der Eingriff kann 20 bis 30 Minuten pro
Volk benötigen – genug Zeit für die Königin, aus der Zarge in die Wiese zu klettern und verloren zu gehen! - Der alte Boden mit dem anhaftenden Stockduft verbleibt am Platz und die neue Zarge mit MW/Anfangsstreifen wird aufgesetzt. Die meisten Trichter hängen in die Zarge durch,
wodurch zwei bis drei Rähmchen aus der Zarge entfernt werden müssen, bevor der Deckel mit Trichter aufgesetzt wird. Bei großen Rähmchenmaßen (Dadant und Jumbo) ist ein
rechteckiger Trichter wie von der Firma Riffert sehr zu empfehlen. Der Trichter ist immer mit einem Wasserzerstäuber feucht zu halten, sodass die Bienen wie auf einer Rutsche in die
Zarge gleiten. Jetzt muss nur noch das Flugloch eingeengt werden, damit die Königin es schwerer hat, vorne aus der Beute zu laufen. - Wir beginnen mit den Honigräumen und schließen mit den Brutwaben, auf denen sich die Königin befindet, ab. Alle Bienen werden von den Waben in den Trichter gefegt und in die
bereitstehen Zargen eingeordnet. Wer seinen Betrieb noch vergrößern will, kann alle Bienen aus den Honigräumen für Kunstschwärme verwenden. Dafür müssen natürlich ausreichend
begattete Königinnen bereitstehen. Es ist nicht notwendig, die Brutwaben nach der Königin abzusuchen; sollte sie aber gefunden werden, kann man sie abfangen. Die Königin muss
kühl und vor der Sonne geschützt aufbewahrt werden (Marian steckt sie in den Hosensack). - Es ist ausreichend, die Brutwaben vorsichtig abzustoßen. Für den Brutsammler ist es günstig, wenn genügend Bienen auf Brutwaben aufsitzen bleiben, die im Nachhinein den
Brutsammler pflegen können. Sollte die Königin gefunden werden, können von starken Völkern 1-2 mit Bienen besetzte Brutwaben in den Brutsammler umgehängt werden. Wer mit
Wabentaschen arbeitet, lässt zuletzt die Königin aus der Tasche in das Volk und kehrt diese Brutwaben bienenfrei ab. Diese Brutwaben gehören eingeschmolzen, da sie meist sehr stark
mit Milben infiziert sind. - Sind alle Waben sauber verpackt, wird der Trichter vorsichtig abgenommen. Es ist hilfreich, mit einem Wasserzerstäuber zu arbeiten, um ein Auffliegen der Bienen zu verhindern. Wenn
Rähmchen entnommen worden sind, um Platz für den Trichter zu schaffen, werden diese wieder aufgefüllt und die Beute wird am besten gleich mit der Futtervorrichtung verschlossen
(Deckel mit Spundloch oder Futterzarge). Da wir einen Deckel mit Spundloch haben, lassen wir zuletzt die Königin durch das Loch einlaufen und setzen danach das Futtergeschirr auf.
Der Vorgang wird mit allen Völkern am Stand durchgeführt. - Ist die TBE und BE am Stand erledigt, werden die Brutsammler versorgt. Genaue Anweisungen findet ihr weiter unten.
- Am Abend, wenn wieder Ruhe am Bienenstand eingekehrt ist, werden die Völker flüssig gefüttert. Wenn der Bienenstand weit entfernt ist, kann auch – nachdem alle Völker fertig
sind – gefüttert werden. Fürs Erste reichen drei bis vier Liter, da die Bienen zuerst einen neuen Wabenbau anlegen müssen, um das Futter einzulagern. Außerdem ist ein volles
Futtergeschirr hinderlich bei der folgenden Oxalsäure-Behandlung in ein paar Tagen. Zum Steigern der Bautätigkeit hat sich flüssigeres Futter bewährt. Fertigfutter wird verdünnt und
wenn selbst angemischt wird reicht ein Verhältnis von 1:1 für die erste Fütterung.
Zwischen Tag 4 und 7 führen wir die Oxalsäurebehandlung durch. Wir raten unbedingt zum Sublimieren von Oxalsäurepulver, da Träufeln von flüssiger Oxalsäure außerhalb der Wintertraube einen sehr geringen Wirkungsgrad von nur 40% aufweist. - Wir verwenden zum Sublimieren den Oxamat. Wichtig für andere Geräte: die Wärmequelle fürs Sublimieren muss außerhalb des Bienenvolkes liegen, sonst grillt man seine Bienen!
Nach der Behandlung wird wieder gefüttert. Ab jetzt kann dickeres Futter verwendet werden. - Wir versuchen, unsere Bienenvölker langsam bis Ende September aufzufüttern, um ein Verhonigen des Brutnestes zu verhindern. Bei uns im Osten finden unsere Bienen oft noch
Trachtquellen bis in den Herbst hinein.
Materialliste für TBE
- Leerzargen/Boxen für entnommene Waben
- Beuten zum Transport der Brutwaben
- Zarge mit Mittelwänden oder Anfangstreifen für Bauerneuerung
- Bienendichter Deckel mit Loch für Trichter
- Flugkämme oder Keile zum Einengen der Fluglöcher
- Königinnenkäfig oder Abfangklipp
Brutsammler
Nur Imker*innen mit mehr als 10 Völkern können wir das Erstellen von Brutsammlern empfehlen. Ansonsten raten wir dazu, die entnommenen Brutwaben gleich einzuschmelzen oder sie umgehend einzufrieren, um sie später einzuschmelzen. Ein paar Tage vor der Brutentnahme muss der Stand für die Brutsammler hergerichtet werden. Wir nehmen dafür einen abgelegenen Bienenstand, in dessen Nähe sich möglichst wenig andere Bienenvölker
befinden. Auf diesem Bienenstand werden vorzugsweise schwache Jungvölker aufgestellt. Aus Erfahrung wird ein Jungvolk für ca. vier bis fünf Wirtschaftsvölker als Brutspender am Brutsammelstand benötigt. Nach der Entnahme der Brutwaben werden diese bienendicht verladen und zum Brutsammelstand gebracht. Dort angekommen werden den Jungvölkern alle nicht bebrüteten Waben entnommen und durch Waben aus den Brutsammlern ersetzt. Dem nun vollen Jungvolk wird ein Absperrgitter aufgelegt und darauf drei bis vier volle Brutsammlerzargen aufgesetzt. Diese Türme müssen unbedingt gegen Sturm gesichert werden (Spanngurt). Durch das Aufsetzen der Brutsammler auf ein Jungvolk werden die Brutsammler
verteidigt und die Brut wird von den Bienen aus dem Ableger gepflegt. Wenn Brutsammler nicht auf weiselrichtige Ableger aufgesetzt werden, besteht große Räubereigefahr und die schlüpfenden Milben verteilen sich auf die räubernden Völker.
Aus einem Turm können drei bis sechs Kilogramm Bienen schlüpfen, die nach 21 Tagen in Kunstschwärme aufgeteilt werden. Die restliche Brut aus der untersten Zarge muss eingeschmolzen werden, da sich in ihr nun alle Varroamilben aus den Brutsammlern befinden. Die Königin aus der untersten Zarge eines ehemaligen Jungvolkes kann für einen Kunstschwarm verwendet werden. Zur Sicherheit wird sie in einem verschlossenen Zusetzkäfig mit Futterteig umlogiert. Zum Erstellen der Kunstschwärme verwendet Marian die sehr praktischen Multiboxen, da diese ausgezeichnete Futtervorrichtungen integriert haben. Es ist auch möglich, Kunstschwärme direkt in die Zargen mit Mittelwänden oder Waben zu kehren.
Die Kunstschwärme sollten mindestens zwei kg Bienen umfassen und es wird gleich beim Erstellen eine begattete Königin mit Zuckerteig unter Verschluss zugesetzt. Jetzt sollten die Schwärme noch drei Tage in den Keller und müssen unbedingt sofort flüssig gefüttert werden. Wir verwenden schöne junge Waben von der Brutentnahme oder auch direkt aus den Brutsammlern für das Einschlagen der Schwärme. Auch Mittelwände wären eine Möglichkeit. Von Anfangsstreifen raten wir um diese Jahreszeit ab, da es schon sehr spät in der Saison ist und das Bauen den Bienen viel Energie abverlangt. Nach dem Aufstellen der Schwärme werden sie mit Oxalsäure behandelt. Nach der Behandlung wird der Zuckerteigverschluss des
Zusetzkäfigs geöffnet. In den folgenden Tagen/Wochen muss rasch eingefüttert werden.
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