Juni, Biezen Wien

Der Juni im Bienenvolk

Solange die Tracht anhält, bleiben die Völker sehr stark und pflegen reichlich Brut. Bis zu 60.000 Bienen kann ein Volk ausmachen. In den Mittagsstunden fliegen bei Schönwetter jeden Tag die Drohnen aus, um sich auf den Sammelplätzen zu treffen. Die Schwarmzeit ist keineswegs vorüber. Bei pollenreicher Tracht wie der Linde kann es noch zu Schwärmen kommen.

Die Sommersonnwende am 21. Juni leitet einen Wendepunkt für den Bien ein. Langsam, aber für die Bienen bereits spürbar, werden die Tage wieder kürzer. Die Bienen beginnen, sich auf den Winter vorzubereiten: Die Legetätigkeit der Königin geht meist zurück, da auch oft die Tracht zu Ende geht. Der Überschuss an Bienen im Volk kann für die Sammeltätigkeiten rekrutiert werden. Ab jetzt steigt auch der Sammeleifer für Propolis, um die Behausung winterfit zu machen. Erlischt die Tracht, findet man die ersten toten Drohnen vor den Fluglöchern. Die Drohnenschlacht läutet das Ende der Bienensaison ein.

Arbeiten am Bienenvolk

Im Juni sind die Schwerpunkte unserer Arbeit die Honigernte, Kontrolle der Ableger und erste Vorbereitungen für die Sommerbehandlung gegen die Varroamilbe.

Honigernte

Mit einem Refraktometer kann der Wassergehalt des Honigs genau bestimmt werden.

Wer Sortenhonige erntet, hat wahrscheinlich bereits Frühlings- und auch Akazienhonig geerntet. Nach dem Ende einer Tracht und vor dem Start der folgenden kann Honig geerntet werden! In Wien können zwei Ernten sinnvoll sein. Frühlingshonig vor der Linde und dann alles danach. In den meisten anderen Regionen wird zwischen Frühlings-/Blütenhonig und Waldhonig unterschieden. Der Zeitpunkt muss so gewählt werden, dass der Wassergehalt des Honigs möglichst gering ist und vor allem unter 18% liegt. Honige mit einem höheren Wassergehalt als 18% können zu gären beginnen und sind dann nicht mehr als Honig verkäuflich. Faktoren, die hier mitspielen sind die Volksstärke, Trachtverhältnisse zum Erntezeitpunkt, das Wetter und der Erntezeitpunkt, sprich die Tageszeit. Je weniger frischen Nektar das Volk zum Zeitpunkt der Ernte oder kurz davor eintragen hat können, desto günstiger. Der Erntezeitpunkt sollte möglichst zeitig in der Früh und wenn möglich nach Schlechtwetterphasen angesetzt werden. Wenn ein Volk wegen Schlechtwetter nicht ausfliegen kann, nutzt es die Zeit, um den Nektar zu Honig umzuarbeiten. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass nach einer Ernte mindestens 5kg Honig im Volk verbleiben. Für den geschlossenen Brutraum bedeutet das, dass immer ein Honigraum über dem Volk verbleiben muss! Bei der Betriebsweise im offenen System ohne Absperrgitter gibt es meist ausreichend Mischwaben mit Honig und Brut. Diese Honigwaben mit Brut bleiben stets im Volk und dürfen nicht entnommen werden! Wie man diese Mischwaben später brutfrei bekommt, erfahrt ihr im Bereich Brutpause. Wenn nach einer Ernte die Tracht ausbleibt, so wie letztes Jahr bei der Waldtracht, müssen die Völker gefüttert werden oder rasch in ein anderes Trachtgebiet umgestellt werden! Ob ein Wirtschaftsvolk hungert sieht man, wenn Drohnen vor der Sonnwende aus den Völkern geschmissen werden. Dann muss unverzüglich gefüttert werden!

Vor der Ernte vergewissert man sich, ob der Honig reif genug ist. Wenn der Großteil der Waben in einer Zarge voll verdeckelt ist, werden auch Waben die bereits 1/3 verdeckelt sind geerntet. Mittels Spritzprobe kann die Reife ebenfalls festgestellt werden. Dazu wird eine Wabe über dem Bienenvolk geschüttelt, so dass die geöffneten Zellen nach unten schauen. Wenn der frische Nektar spritzt, darf die Wabe nicht geerntet werden. Wer es ganz genau wissen will kann den Wassergehalt direkt am Bienenstand mit einem Refraktometer messen.

Honigernte ohne Bienenflucht

Honigwaben werden einzeln entnommen und müssen durch Abkehren von Bienen befreit werden. Dabei kann man bei jeder Wabe einzeln entscheiden, ob sie reif genug ist oder noch im Volk verbleiben soll. Marian benutzt für die Ernte ein Abkehrgerät, das die Bienen von den verdeckelten Honigwaben in einen Behälter kehrt. So ein Gerät ist förderbar und zahlt sich bei Erntemengen ab 500kg im Jahr bereits aus. Die Honigernte kann für uns Imker*innen körperlich sehr anstrengend werden. Ein Abkehrgerät ermöglicht immer das Arbeiten mit zwei Händen. Weiters können durch ein Abkehrgerät Bienen aus den Honigräumen gesammelt werden, um Kunstschwärme zu erstellen.

Stichwort Räuberei: Bei der Ernte verwenden wir immer einen Smoker. Auch wenn bei der Ernte nur mäßig Rauch in die Honigräume gelangen soll (offener Honig nimmt leicht Gerüche an!), überdeckt der Geruch des Rauches den des Honigs und beugt dadurch Räuberei vor.

Schonendes Arbeiten für uns Imker*innen. Die Bienen können gleich für Kunstschwärme
verwendet werden.

Wer kein Abkehrgerät hat, kann einen Trichter verwenden oder setzt eine Leerzarge auf das Volk. Die zu erntenden Honigräume werden abgenommen, der Trichter oder die Leerzarge werden auf die verbleibende Beute aufgesetzt. Trichter, die direkt am Putzkeil montiert werden und in den Boden reichen, sind sehr günstig – vor allem für kleinere Menschen.

Räubereigefahr besteht meist erst ab Sonnwende; dennoch sollte auf sauberes und zügiges Arbeiten geachtet werden. Abgekehrte Honigwaben werden sofort bienendicht verschlossen, entweder in Zargen, die oben und unten verschlossen werden oder in Plastikkisten mit Deckel.

Mit dem Abkehrtrichter für Magazine von Riffert müssen Waben weniger hoch gehoben werden.
Die Bienenflucht ermöglicht eine rasche und bienenfreundliche Ernte.

Ernte mit Bienenflucht

Für die letzte Ernte, bei der meist schon mit Räuberei zu rechnen ist, sowie in größeren Betrieben, empfehlen wir den Einsatz von Bienenfluchten. Bienenfluchten können aber nur eingesetzt werden, wenn ein Absperrgitter verwendet wird oder sich keine Drohnen mehr im Volk befinden. Drohnen passen nicht durch die Fluchten und verstopfen die Durchgänge. Die Fluchten müssen 12-24h vor der Ernte eingelegt werden.

Vorbereitung des Schleuderraumes

Vor der Honigernte werden Schleuderraum und Geräte geputzt. Um zu verhindern, dass der Honig Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt, sollte der Raum mit einem Luftentfeuchter auf 40% Luftfeuchtigkeit vorgetrocknet werden. Durch das Trocknungsgerät heizt sich der Schleuderraum meist ausreichend auf. Wer nicht an ein und demselben Tag erntet und Honig schleudert, sollte den Raum auf 25°C heizen. Warmer Honig lässt sich besser aus der Wabe schleudern. Ist die Wabe aber zu warm, wird diese weich und es kommt leichter zum Wabenbruch. Alle Honige außer die Frühlingstracht, die sehr schnell in der Wabe kristallisiert, können ohne Bedenken für mindestens 2-3 Tage in einem so vorbereiteten Schleuderraum verbleiben.

Ablegerkontrolle

Die Ableger, die wir im Mai gebildet haben, werden nach vier Wochen auf Weiselrichtigkeit kontrolliert. Wie dabei vorzugehen ist, kann in der Maiausgabe nachgelesen werden. Es ist auch ohne Probleme möglich, jetzt noch Ableger zu erstellen. Es gibt noch genügend Drohnen für eine gute Begattung.

Varroabehandlung durch Brutpause

Unser Varroakonzept beinhaltet die komplette Brutentnahme und Bauerneuerung im Sommer. Um diese durchführen zu können, sollten Honig und Brut getrennt werden. Dafür führen wir im Juni Vorbereitungen durch. Wir beschränken den Brutraum des Bienenvolkes – je nachdem ob Völker vermehrt werden sollen oder nicht, wird der Brutraum stärker oder weniger stark beschränkt. Für Imker*innen, die auf einen geschlossenen Brutraum (Dadant, Jumbo, usw.) mit Absperrgitter setzen, ist die nun folgende Maßnahme nicht erforderlich, wenn eine Vermehrung durch Kunstschwärme erwünscht ist. Für Betriebsweisen ohne Absperrgitter und mit mehreren Bruträumen können wir diesen Eingriff sehr empfehlen, um Honigwaben von Brutwaben zu trennen.

Der genaue Zeitpunkt des Eingriffs ist je nach Region verschieden. Ausgegangen wird dabei von der letzten Ernte der Saison. Von diesem Zeitpunkt weg werden 24 Tage zurück gerechnet. Die letzte Honigernte ist in Wien etwa Mitte Juli anzusetzen, im Weinviertel Ende Juli nach der Sonnenblume. Im Südburgenland kann sie je nach Standort ebenfalls zwischen Anfang und Ende Juli stattfinden. Eine zu frühe Durchführung der kompletten Brutentnahme erhöht auch die Gefahr der Reinvasion, vor allem wenn die Imker*innen in der Umgebung noch nicht mit der Varroareduktion begonnen haben. Später als Mitte August empfehlen wir die letzte Ernte ebenfalls nicht, da vor allem die komplette Bauerneuerung den Bienen einiges abverlangt, und sie sich in Ruhe auf den Winter vorbereiten sollen.

Der Drohn braucht 24 Tage von der Eilage bis zum Schlupf. Daraus ergibt sich der Zeitpunkt unserer Bruteinschränkung. Bei der Arbeiterin beträgt dieser Zeitraum 21 Tage.

Diese Fragen sollen euch helfen, die für euch passende Brutpausemethode zu wähle; genauere Arbeitsanweisungen findet ihr dann in der folgenden Ausgabe:

Will ich meinen Völkerbestand vermehren?

  • Totale Brutentnahme mit anschließenden Brutsammlern.

Wenn ich meinen Völkerbestand nicht vermehren will:

  • Kann ich die Königin finden? → Bannwabenverfahren
  • Wenn ich die Königin nicht finden kann → Brutentnahme mit anschließendem Einschmelzen der Brut.

Einsetzen eines Absperrgitters zur Reduktion bzw. Trennen von Brut und Honig

Reduktion der Brut

Mindestens 24 Tage vor der letzten Honigernte werden die Königinnen mit Absperrgitter auf die unterste Brutzarge gesperrt, um die Brut vom Honig zu trennen. Bei Flachzargenbetriebsweise können 1-2 Zargen verwendet werden, je nachdem ob man die Brut verwerten will oder nicht. Die Brutwaben über dem Absperrgitter laufen aus und der Honig kann somit leicht geerntet werden. Dabei ist zu beachten, dass alle Drohnen, die Drohnenbrut und die Königin in die unterste Zarge gelangen. Die sicherste Methode ist das Abschütteln/Abkehren aller Waben auf die unterste Brutzarge. Man sollte hier unbedingt mit einem Trichter oder einer Leerzarge als Trichter arbeiten, um dem Verlust der Königin vorzubeugen! Wenn die Königin nicht gefunden
wird kann auch mit zwei Absperrgittern gearbeitet werden, die über der untersten Zarge und über der zweiten Zarge eingesetzt werden. Nach neun Tagen ist dann klar zu sehen, wo sich die Königin befindet, da nur in einer Zarge offene Brut zu finden ist. Auch bei dieser Methode erspart man sich allerdings nicht, die Drohnen in die unterste Zarge zu befördern, da sie sonst über dem Absperrgitter sterben. Alternativ kann ein Loch in die Zarge über dem Absperrgitter gebohrt werden, durch das die Drohnen entweichen können.

Einsetzen einer Bannwabe zur Reduktion der Brut

Der Zeitpunkt zum Einsetzen der Bannwaben ist gleich mit dem Einsetzen des Absperrgitters. Die Königin wird mit einer offenen Brutwabe und einer ausgebauten Leerwabe in die Bannwabe gehängt. Wenn keine Leerwabe vorhanden ist geht auch eine Mittelwand. Die Bannwabe wird mittig in die unterste Zarge gesetzt. Die Brut aus den Wabentaschen ist in den Jahren mit einem frühen Bruteinschlag der Völker meist zu stark mit Varroa befallen, um sie für Brutsammler zu verwenden und muss nach der Entnahme eingeschmolzen werden. Wenn eine weitere Vermehrung der Völker nicht erwünscht ist, sind Wabentaschen ein guter Weg, um eine geringere Anzahl an Brutsammlern zu erstellen oder eine geringe Menge an Brut einzuschmelzen. Können Brutwaben nicht gleich eingeschmolzen werden, empfehlen wir, sie über Nacht einzufrieren, um die Brut abzutöten. Als die besten Wabentaschen haben sich
Duplextaschen erwiesen. Die Königin muss ausreichend legen können, um von den Bienen noch als fit betrachtet zu werden. Bei Einwaben-Bannwaben ist die Gefahr des Umweiselns der Königin höher als bei Duplextaschen.

 Die Königin kommt mit einer offenen Brutwabe und einer Leerwabe in die Bannwabe.

Ankündigung Praxiskurs Brutpausenmethoden

Auch dieses Jahr bietet wir einen Praxiskurs zum Erlernen der Brutpausenmethoden an. Dieser Praxiskurs umfasst Theorie und Praxis am Bienenstock mit allen relevanten Schritten für die Vorbereitung einer Brutpause, der totalen Brutentnahme, kompletten Bauerneuerung sowie das Erstellen und Auflösen der Brutsammler. Alle Kursteilnehmer*innen dürfen jeden Arbeitsschritt selbstständig an den Kursvölkern durchführen. Am Vorabend zum Kurs findet ein öffentlicher Vortrag für alle Interessierten statt. Für Kursteilnehmer*innen des Praxistages ist der Vortrag inkludiert.


Vortrag: 29.6.2019 18-21 Uhr
Praxiskurs: 30.6.2019  9-17 Uhr
Kursort: Nordbahnhalle Wien, Leystraße/Ecke Taborstraße 1020
Kurspreis: Vortrag 25€, Praxistag mit Vortrag 175€
Anmeldung: www.bienenzentrum.wien, [email protected] und unter: 0650 6881155

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