September, Dietmar Niessner

Liebe ImkerkollegInnen,


Schon wieder das Binnen“I“, ja, sie werden immer mehr, die Imkerinnen in Österreich und das ist toll. Vor allem bringen sie wieder eine neue Kultur und Umgangsweise in unsere Imkervereine, das Altvatterische gerät in den Hintergrund. Göttin sei dank 😉
September, die letzte Honigernte ist erledigt, Bienensitz gerichtet und aufgefüttert. Varroabehandlung durchgeführt. Der Sommer war eine spannende Sache, bis Mitte Juli dauerte es, bis dann doch die Ameisensäure als Varroabehandlungsmittel genehmigt wurde. Knapp aber doch.

Die Hoffestl starten, Vorbereitungen fürs Weihnachtsgeschäft sollten angedacht werden, also nix von wegen zurücklehnen und mit der Seele baumeln. Herbst und Winter sind nun einmal die Hauptabsatzzeiten für Honig und dies sollte man nutzen.

Lagergefäße

Honig: Wir haben erfolgereich oder auch nicht unseren Honig abgeerntet und nun steht er drinnen im Abstellkammerl oder im Keller und was tun damit. Wir erinnern uns an den Anfängerkurs: Honig ist lichtgeschützt, trocken und kühl aufzubewahren. In lebensmittelechten Behältern natürlich. Wir haben alte Hobbocks geschenkt bekommen, also werden wir dem Nachkommen und den nicht mehr so ganz dichten Deckel mit einer Frischhaltefolie abdichten, sprich umwickeln. Bei der Anschaffung von neuen Honiglagergefäßen haben wir verschiedene Möglichkeiten.

Kriterien

Gewicht: 20-40 kg
Man möge schon daran denken, dass ein Hobbock mit 40 kg sich ganz schön anhängt, das kann ins Kreuz gehen. Transportkarre ist das mindeste das man seinem Rücken gönnen mag.

Gewicht: 10-20kg
Diese Gebinde sind am gemütlichsten, lassen sich in einem Punschtopf mit Wasserbad auch auftauen (Gitter einlegen nicht vergessen, sonst wird der Boden kaputt).

Material: lebensmittelechter Kunststoff, Edelstahl
Edelstahl wäre natürlich das optimalste, zumal es dafür ja für die Anschaffung Förderungen gibt. Konische Gefäße, die sich ineinander stapeln lassen sparen Platz. Kunststoff ist billig und begrenzt einsetzbar, so sind sie eigentlilch nicht für die Erwärmung in Auftauschränken ausgelegt. Sie stinken oft nach Plastik, selber ausprobieren. Bioimkereien dürfen lebensmittelechte Kunststoffgefäße verwenden, Ausnahme: Verbandsimker wie Bio Austria oder Demeter dürfen in der Regel nur Edelstahl oder Glas als Lagergefäße verwenden (mit Ausnahmen).

Deckel: Doppellippe beim Deckel ist besser als die einfachen. Deckel mit Spannverschluss sind fein, Auflagedeckel vermeiden, höchstens für Abfülltopf. Größere Imkereien verwenden natürlich auch größere Behälter, von 300kg Fässern bis Großtanks, aber das ist eine andere Liga.
 Daran erkennt man ob es sichum lebensmittelechte Kunststoff-Lagergefäße handelt oder nicht:

Wiederverflüssigung

Der Honig ist kandiert, wie bring ich ihn heraus? Kandieren des Honigs ist ein natürlicher Prozeß, der mit dem Verhältnis Trauben- zu Fruchtzucker zusammen hängt. Fruchtzuckerreicher Akazienhonig wird mir lange flüssig bleiben, um den brauche ich mir keine Gedanken machen, aber wie bekomme ich kandierten Frühjahrshonig aus dem Kübel?

Das genialste Gerät ist der Melitherm, ich will ihn nicht mehr missen. Am Beginn meiner Imkerkarriere hatte ich meine Kübel tagelang mit Heizmatten und Decken umwickelt unter meinem Schreibtisch platziert, umgerührt und gewartet, bis er klar war. Seit Jahren wird der Honig mit einem Honigspaten in den Melitherm geschaufelt und verflüssigt. Kleine Behälter kommen kurz ins Wasserbad, damit sich der Rand löst und dann in den Melitherm. Bis jetzt sind mir diesbezüglich noch keine negativen Argumente gegen den Melitherm unter gekommen. Einzig Demeter, dieser Verband genehmigt zum Verflüssigen nur das Wasserbad und auch hier nur soweit, dass der Honig fließfähig wird, nicht glasklar. Also darf es eigentlich im Winter außer Demeter Akazienhonig so gut wie keinen flüssigen Demeter Bienenhonig im Regal geben.

Die Verarbeitung von offenem Honig hat in einem trockenen Raum zu erfolgen. Hat man nur einen waldviertler Bastlerhit (Scherzbezeichnung für urige Bauwerke in der Botanik des Waldviertels, oder sonstwo) zur Verfügung oder ein Kellerlokal, so ist ein Raumtrockner umumgänglich. Luftfeuchte von 40-50% sind optimal. Bezieht sich auch auf Schleuderung!

Honig abfüllen

Zum Abfüllen verwende ich einen Abfülltopf  aus Edelstahl mit Edelstahlauslass. Kunststoffverschlüsse sind zwar billiger, aber du ärgerst dich ständig damit. Spare nicht an der falschen Stelle, du bereust es. Natürlich kannst du den Honig auch mit einem Schöpfer aus dem großen Kübel rausschaufeln, ergibt aber sicherlich eine mords Batzerei. Euch ist sicher aufgefallen, dass sich nach dem Verflüssigen an der Oberfläche des Honigs ein Schaum bildet. Er schmeckt köstlich, gehört aber abgeschöpft. Er landet sicher am eigenen  Frühstückstisch oder in der nächsten Süßspeise. Ganz gewiefte Imker verkaufen ihn auch als Honigschaum im 250g Glas. 

Nachdem es sich hier eher um Hilfestellungen für Anfänger handelt, weise ich auf den „filly boy“ hin, der einem das Abfüllen sehr erleichtert. Man kann natürlich auch durch unterstellen von Telefonbüchern den Abfülltopf entleeren, oder was ähnliches selber basteln, dies wird sich aber fast nicht rentieren. Kombiniert mit einer geeichten Waage geht’s nicht mehr einfacher, abgesehen von teureren Varianten, wie Abfüllmaschinen.

Richtig etikettieren

Etikettierung nicht vergessen, auch selbst gestaltete Etiketten müssen die gesetzlichen Auflagen erfüllen. Was muss am Etikett drauf sein?

Herkunft:
Österreichischer Honig
Sachbezeichnung:
Blütenhonig, Waldhonig, Blütenhonig mit Linde…
Nettofüllmenge:
ab 250g 4mm Mindestgröße
Mindesthaltbarkeitsdatum:
TT.MM.JJ, in der Regel werden 3 Jahre angegeben
Name und Anschrift des Erzeugers
Sachbezeichnung, Nettofüllmenge und Mindesthaltbarkeitsdatum müssen in einem Feld lesbar sein, nennt sich „Sichtfeldregelung“!
Chargennummer: sinnvoll auf jeden Fall auch für die eigene Rückverfolgbarkeit, gesetzlich vorgeschrieben, wenn das Mindesthaltberkeitsdatum nur Monat und Jahr umfasst.
Lagerbedingungen: vor Wärmeeinwirkung geschützt lagern


Sortenbezeichnung bitte nur angeben, wenn man sich ganz sicher ist. Etiketten lassen sich sowohl mit Klebestift oder auch dickem Tapetenkleister leicht anbringen, und auch wieder lösen, schließlich kommen doch viele der Honiggläser wieder retour. Dass das Glas und der Deckel sauber sind, wollen wir annehmen, es ist aber leider nicht selbstverständlich. Bei einem anständigen Honigpreis darf  jeweils ein neuer Deckel dabei sein, 12 –16 Cent müssten sich doch sicher einkalkulieren lassen. Für ganz sparsame, die alten Deckel für die hauseigene Marmelade verwenden, man/frau wird dankbar sein. Klebrige Gläser bitte abwischen, jetzt hat man noch den Überblick.

Aufzeichnungen

In meiner Imkerei verwende ich ein Chargenbuch, in das ich jede Abfüllung taggenau eintrage, die Chargenbezeichnung dazu und Event. Besonderheiten. Dadurch bekomme ich die genauen Erntemengen zusammen. Eine grobe Einteilung erfolgt mit einer Personenwaage, wobei das Ergebnis auf dem Kübel notiert wird. Die Differenz zwischen Kübel und Glas ist der Schwund, der oft nicht unbeträchtlich ausfallen kann, je nachdem wie sauber man geschleudert hat, wieviel Abschöpfhonig vorhanden ist.

Durch entsprechende Chargenbezeichnung und Dokumentation kann man jederzeit die einzelnen Schleuderungen wieder finden. Außer: man hat alle Schleuderungen in eine Gesamtcharge vereint. Dies führt zu einer großen einheitlichen Menge. Man braucht sich keine größeren Gedanken darüber mehr machen. Was allerdings auch wieder schade ist, da ja jeder Standort und jede Schleuderung ihren eigenen Charakter hat. Ich liebe jeden meiner Standorte und tu mir schwer beim Gedanken, welchen ich aus Vernunftgründen aufgeben soll.

Der eine bringt mir den kräftigen Duft des Buchweizens mit, der andere die Blütenwelt des Waldviertels, den Charm des Christbaumwaldes oder den Duft des Wiener Praters. Aber so kann ich zu jedem Honig eine Geschichte erzählen, der Honig bekommt ein Gesicht und verliert die Anonymität.

Laßt euren Honig im Rahmen der Honiggütesiegeluntersuchung überprüfen. Ihr bekommt ein Gefühl für euren Honig und es ist ein tolles Erlebnis für jeden, wenn er die Ergebnisse zurück bekommt. Freude bei denen, die erfolgreich waren, Mut und Ansporn und Analyse des eigenen Tuns, wenn es doch nicht so toll aussieht. Man lernt immer dazu. Vielleicht traut sich so mancher auch seinen Honig zur Honigprämierung nach Wieselburg zu schicken, näheres dazu gibt es sicher in der „Bienen aktuell“.

Überwinterungsraum

Mit dem letzten Schleudern nimmt man auch die Möglichkeit wahr, den Bienensitz des Volkes zu richten. Man hat alle Honigräume entnommen und das Magazin auf die Überwinterungsgröße reduziert. 

Was heißt Überwinterungsgröße? Die Bienen brauchen soviel Platz, dass sie sowohl eine geschlossene Kugel bilden können, Platz für das notwendige Winterfutter haben und trotzdem genug freie Zellen finden um den Kontakt zueinander nicht zu unterbrechen. Sie dürfen nicht nur auf Futter sitzen, sie brauchen auch einen Bereich mit Leerzellen. Alte Waben haben wir entnommen, hellere, leicht bebrütete können wir ergänzend einsetzen. Bei einer Totalentnahme der Brut zur Varroaregulierung können wir den Wabenbau mit Waben oder Mittelwänden ersetzen, nicht aber gemischt. Nur wenn sie nicht anders können, bauen sie die Mittelwände oder Anfangsstreifen schön aus. 

Dadant: hier hilft uns das Schied, die Wabenanzahl im Brutraum auf 9-10 zu reduzieren. 

Breitwabe, Zander: hier werden wir wohl mit 2 Räumen überwintern, wobei ich am Anfang meiner Karriere auch mit 1 Breitwabe erfolgreich überwintert habe. Trachtgebiet Wien, wo das Flugwetter im Frühjahr doch bald beginnt.

Flachzargen: 2 Flachzargen sind auf jeden Fall notwendig, 3 sind möglich, wenn im Frühjahr die unterste, die älteste entnommen wird und der Wachsverwertung zugeführt wird.

Ableger bitte nicht auf 1 Flachzarge überwintern, besser 2 Zargen, die mit einem Schied auf jeweils 6 Waben eingeengt werden. So können die Jungvölker die notwendige Überwinterungstraube bilden.

Bienengesundheit

Jetzt im September haben wir noch Zeit die Varroa zu kontrollieren. Möglichkeiten wären: Totalbrutentnahme, wenns „brennt“, als letzte Rettungsmöglichkeit bei starken Völkern. Thymolanwendung oder bei Temperaturen über 20° auch die Ameisensäure. Ameisensäure braucht zum Verdampfen eine Temperatur zwischen 20 und 25 Grad,. Dies finden wir im Herbst immernoch vor. Am besten funktioniert dies noch mit einer Stoßbehandlung, da hier die kurzfristige Wetterlage ausgenützt werden kann. 

Letzten Herbst bin ich sogar am 26. Oktober noch mit einer Stoßbehandlung der Varroa an den Pelz gerückt, mit Erfolg. Thymolprodukte sind für den Herbst auch noch ideal einsetzbar.

Wachsverarbeitung

Glücklich, wer Besitzer eines Wachsschmelzers ist. Beim Abschleudern kommen große Mengen alter Waben zum Vorschein, Waben, die beim Schleudern brechen, Waben, die bebrütet wurden und die man nicht über den Winter mitnehmen will. 

Mein Konzept schmilzt alle bebrüteten Waben im Herbst nach dem schleudern ein. Da der Wachsschmelzer im Freien steht kommen dazu nur die Nachtstunden in Frage, sonst hätte ich ständig Bienenbesuch, was nicht grad angenehm ist. Mein Dampfwachsschmelzer ist rechteckig, so passen genau18 Jumbos rein bzw. ziemlich viele Flachzargen. Nach 2 Durchgängen werden die Puppenhäutchen mit einer Schaufel entnommen, am Komposthaufen vergraben und der Spass geht weiter, bis einem die Augen zu fallen. Eigentlich eine sehr aufwändige Arbeit. Es stellt sich dabei für mich immerwieder die Frage, warum ich mir das antue. Jedes Rähmchen wird in die Hand genommen und mit einem alten Messer abgekratzt und trotzdem sind sie noch nicht ganz sauber, nach menschlicher Ansicht. Ein zweiter Durchgang im alten Geschirrspühler wäre natürlich eine feine Sache. Trotzdem stellt sich die Frage, ob sich dieser gesamte Aufwand lohnt (Zeit, Gaskosten, …). 

Warum schmelze ich die bebrüteten Waben ein? Weil sie gerne Opfer der Wachsmotte werden und ein Schutz der Waben mir aufwändiger erscheint als das entsorgen. Wenn man einen Kühlraum hat, sieht das alles anders aus, aber wer von uns hat das schon. Unbebrütete Waben locker in eine leere Zarge gefüllt kann ich auch unbedenklich im Keller meines Miethauses in der Stadt überwintern, bebrütet wirst du deine Wunder erleben, es sei, du vermarktest deine bebrüteten Waben an Terrianer, für deren Futterzucht. (Wachsmottenpuppen sind für manche regelrechte Leckerbissen und sehr gefragt)

Entdeckelungswachs wird bei mir extra eingeschmolzen, es bildet die Grundlage für die Propoliscreme oder für meine „Kräuterhexen“, die dankbar sind, wenn sie hochwertiges, rückstandsfreies Bienenwachs für die Erzeugung  ihrer Kräuterprodukte bekommen. Zum Kerzengießen ist dieses Wachs aus dem Dampfwachsschmelzer noch zu schmutzig, dazu braucht es schon noch mehrere Arbeitsgänge, doch dazu das nächste Mal.

Imkergarten

In der Imkerei beginnt das neue Jahr  nach alter Tradition mit dem Abschleudern und Auffüttern, als Gärtner kannst du auch im Herbst schon ans Frühjahr denken und verbuttelst deine Frühlingszwiebeln im Garten. Kombinier dies mit dem Geschäft und verteile an deine Kindergarten- und Schulkinder im Dorf Blumenzwiebeln, entweder für den Schulgarten oder den Rand der Spielwiese, es danken deine Bienen, die Bevölkerung bekommt über das Thema Blumen und Pflanzenschutz im Hausgarten  was mit und das Thema Honig fließt so nebenbei einfach mit ein. Wer da nicht picken bleibt?

Welche Zwiebeln sind da sinnvoll? Krokus, Winterlinge, Zierlauch am Rande sind nur einige, die sich locker in der Erde verstecken lassen. Welch Freude, wenn sie im Frühjahr bewundert werden können und sich deine Bienen darauf tummeln.

Bienenschutz heißt die Umwelt bienengerecht zu gestalten und nicht das Land mit Bienenvölkern auf jedem Kirchturm zu übersäen.

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