März, Biezen Wien

Der erste Pollen wird für die Brutpflege dringend benötigt.

Der März im Bienenvolk

Im März ist die Aufwärtsentwicklung des Bienenvolks voll im Gange: Die Pflanzen erwachen aus ihrem Winterschlaf, überall beginnt es zu grünen und zu blühen. Bei der Fluglochbeobachtung erkennen wir, dass  Pollen in großen Mengen eingetragen wird. Dementsprechend schnell geht es jetzt auch mit der Entwicklung im Bienenvolk voran – die Bruttätigkeit steigt rasant an solange es die Temperaturen erlauben.

Gleichzeitig mit dem Schlüpfen von Jungbienen kommt es zu einem verstärkten Sterben der alten Winterbienen, die ihren Job jetzt erledigt haben.

Grundsätzlich gilt: Je mehr Bienen in einem Volk sind, desto größer ist auch die Brutleistung. Bei plötzlichen Kälteeinbrüchen kann es geschehen, dass die bereits angelegten Brutflächen nicht mehr gewärmt werden können oder dass eine Unterversorgung an Pollen entsteht. Die Bienen räumen dann bereits angelegte Brut aus, beginnend mit dem jüngsten Stadium. Solche Situationen führen in der Folge drei Wochen später zu einem kurzen Knick in der Volkentwicklung.

Arbeiten am Bienenvolk

Im März ist die Zeit gekommen, die von den meisten Imker*innen wohl schon lange ersehnt wurde. Endlich können wir unsere Bienen wieder besuchen!

Auswinterung

Je nach Witterung führen wir die Frühjahrsrevision schon ab Mitte März oder spätestens Anfang April durch. Bei der Auswinterung oder Frühjahrskontrolle achten wir auf folgende Faktoren:

1. Weiselrichtigkeit
Die Winterheckenkirsche blüht von Ende Dezember bis April und ist ein richtiger Bienenmagnet.

Der Indikator für Weiselrichtigkeit ist Arbeiterinnenbrut in allen Stadien. Es sollte sowohl offene als auch geschlossene Brut vorhanden sein. Es ist nicht nötig, die Königin zu suchen! Meist reicht es, ein oder zwei Waben am Rand des Bienenvolkes leicht anzuheben; man muss das Volk dann nicht weiter stören. Sollte keine Brut zu finden sein, kann davon ausgegangen werden, dass keine legefähige Königin vorhanden ist. Das Volk gehört aufgelöst. Wer auf Nummer sicher gehen will, markiert sich das Volk und kontrolliert eine Woche später ein weiteres Mal.

Sollte nur Buckelbrut gefunden werden, ist das Volk auch nicht lebensfähig und muss ebenfalls aufgelöst werden. Wie wir Völker auflösen, werden wir weiter unten erklären.

2. Futter

Für Nektareintrag ist es meist noch zu kalt. Aus diesem Grund müssen die Futtervorräte der Völker dementsprechend groß sein, da die benötigte Energie des Bienenvolkes aus den Winterreserven stammt. Abhängig von der Stärke der Völker wird ab jetzt bis zu 1kg Futter pro Woche verbraucht. Mittlerweile spenden die ersten Frühjahrsblüher Pollen, der wie schon erwähnt neben dem Futter und der Volksstärke für die Aufwärtsentwicklung des Volkes eine entscheidende Rolle spielt. Wer Bienen in dieser Zeit des Jahres unterstützen will, pflanzt am besten Frühblüher wie Haseln, Weiden, Kornellkirschen (“Dirndl”) oder unseren Geheimtipp: die Winterheckenkirsche (Lonicera fragrantissima).

3. Bienensitz
Sitzkorrektur vornehmen.

Im Gegensatz zur Herbstrevision, wo wir am Bienensitz nichts verändern machen wir hier einen Eingriff. Bei Jumbo und Vollzarge wird der Bienensitz in die Mitte gerückt. Futterwaben am Bienensitz werden mit dem Stockmeißel aufgeritzt. Das Aufritzen der Futterwaben führt zu keinem Anstieg der Brutleistung, sondern soll Platz für die zukünftige Eiablage der Königin schaffen.

Bei Völkern auf Flachzarge führen wir einen Zargentausch durch. Der Bienensitz befindet sich momentan oben, die untere Kiste ist meist leer. In unserer Betriebsweise werden alle Waben im Rahmen der kompletten Bauerneuerung im Sommer erneuert. Deshalb nehmen wir einfach die untere Kiste und tauschen sie mit der oberen. In anderen Betriebsweisen kann dieser Eingriff für die Wabenhygiene verwendet werden. Dunklen Waben können durch saubere, helle Waben ersetzt werden.

Wir haben kaum Probleme mit Schimmelbildung. Die Gründe dafür sind uns nicht ganz klar, wir vermuten es hat damit zu tun, dass unsere Völker mit offenem Gitterboden überwintern und meist keine Folie benutzt wird. Werden aber verschimmelte Randwaben gefunden, entnehmen wir sie und schmelzen sie ein.

Schwache, weisellose und drohnenbrütige Völker auflösen

Wir lösen im Frühling weisellose sowie drohnenbrütige Völker immer auf. Bei schwachen Völkern lässt sich diskutieren, ob ein Auflösen notwendig ist. Wenn als Ursache für die geringe Volksstärke eine Krankheit des Volkes oder Schwäche der Königin ausgeschlossen werden kann, lohnt sich ein Weiterführen von Schwächlingen womöglich. Auch die Anzahl der betreuten Völker spielt eine wesentliche Rolle. Schwächere Völker bedeuten immer ein Mehr an Arbeit, da sie sich nicht in derselben Geschwindigkeit entwickeln und daher extra betreut werden müssen! Manche werden auch nie die Trachtreife erreichen. Schwächlinge, die absehbar bis zur Akazienblüte (Anfang Mai) Trachtreife erlangen, werden am Bienenstand belassen. Gerade bei weiter entfernten Bienenständen ist ein „Heimnehmen“ der Völker sehr sinnvoll, um extra Anfahrten zu vermeiden. Gerade für Imker*innen, die Zucht betreiben, können schwache Völker zum Füllen von Zuchtkästen und als Brutwabenspender für Zuchtableger verwendet werden.

Wir wählen eigentlich immer das Auflösen eines Volkes und nicht die Vereinigung mit einem anderen, da es sehr unkompliziert und risikofrei ist. Falls Brutwaben vorhanden sind, können sie – unbedingt ohne ansitzende Bienen! – anderen Völkern zugehängt werden, um diese zu verstärken.

Zum Auflösen werden die Bienen gut eingeräuchert, damit sie sich noch mit Honig vollsaugen und in anderen Stöcken bereitwillig aufgenommen werden. Die Königin – falls vorhanden – wird entnommen. Danach wird die ganze Beute inklusive Boden etwa 20 Meter vom Stand weggetragen. Dort kehren wir die Bienen in die Wiese oder auf ein Brett, die Waben und die alte Beute werden weggeräumt. Die Bienen fliegen zurück zum Stand und betteln sich bei den benachbarten Stöcken ein. Diese Methode bietet sich insbesondere auch bei drohnenbrütigen und buckelbrütigen Völkern an, da das Drohnenmütterchen oder die legenden Arbeiterinnen zu schwer zum Fliegen sind und in der Wiese zurückbleiben. Es versteht sich, dass dieser Vorgang nur bei Flugwetter funktioniert und auch nicht spätabends durchgeführt werden kann.

Schwache Völker können durch Zufliegen eines aufgelösten Volkes verstärkt werden. Dazu wird einfach der Schwächling auf den alten Platz des aufzulösenden Volkes gestellt, bevor dieses von den Waben gestoßen wird.

Totes Volk mit Weiselzelle! Die junge Königin wurde nicht gut begattet und das Volk hat im herbst erfollos umgeweiselt

Tote Völker

Mäuse ernähren sich vor allem vom Brustsegment der Bienen (Muskel). Scheinbar war der Keil des Bodens nicht klein genug (<= 6mm!)

Leider gibt es immer wieder auch unangenehme Überraschungen bei der Frühjahrskontrolle. Wenn Völker tot sind, ist es vor allem wichtig, sie sofort bienendicht zu verschließen und bei der nächsten Gelegenheit ganz zu entfernen. Sonst beginnen andere Völker, die Beuten auszuräumen und Krankheiten oder Giftstoffe werden übertragen. Waben aus toten Völkern werden eingeschmolzen. Die Beuten und Rähmchen werden abgeflämmt, bevor sie wieder zum Einsatz kommen. Es ist nicht angebracht, hier an Zeit oder Ressourcen zu sparen! Wer mit solchen Situationen nicht verantwortungsbewusst umgeht, gefährdet nicht nur die eigenen Völker, sondern auch jene von anderen Imker*innen, deren Stände sich im Flugradius befinden!

Ein nächster Schritt ist die Diagnose. Woran ist mein Volk gestorben? Oft kann anhand vom Bienensitz, an der Menge der Bienen oder anderen Indikatoren festgestellt werden, warum ein Volk den Winter nicht überstanden hat. Diese Ursachenforschung hilft uns, Fehler zu erkennen und sie in Zukunft zu vermeiden.

Eine der häufigsten Ursachen ist wohl die Varroamilbe. Ein typisches Bild dafür ist eine fast bienenleere Beute, vereinzelt verdeckelte Brutzellen, kaum tote Bienen im Boden und, solange noch keine Räuberei stattgefunden hat, noch reichlich Futterreserven. Bevor das Bienenvolk kollabiert, verlassen die noch flugfähigen Bienen das sinkende Schiff und betteln sich bei Nachbarvölkern ein. Im Spätsommer oder Herbst sind auch sogenannte „Varroaschwärme“ möglich. Der Schwarm ist die einzige Antwort, die das Bienenvolk hat, wenn Brutkrankheiten nicht mehr kontrolliert werden können.

Die Behandlung gegen die Varroamilbe ist wohl eines der meist diskutierten Themen in der Imkerei. Sie sollte unserer Meinung nach immer wieder an neue Erkenntnisse und Erfahrungen angepasst werden. Verschiedene Wege können dabei zum Erfolg führen. Wer aber immer wieder Völkerverluste über 15% hat, sollte die eigene Behandlungsstrategie überdenken. Am besten man orientiert sich an Imker*innen in der Umgebung, die über mehrere Jahre erfolgreich Überwintern.

Ein anderer Grund kann das Abreißen vom Futter sein. Das Bild, das sich hier zeigt ist, dass das Volk auf leeren Waben sitzt, während ein oder zwei Gassen weiter noch genügend Vorräte vorhanden sind. Das passiert manchmal, wenn nach einer warmen Periode im Winter ein plötzlicher Kälteeinbruch kommt und das Volk den Wechsel in die nächste Wabengasse nicht mehr schafft. Diese Situation ist sehr spezifisch und kann von Imker*innen eigentlich nur durch Futterteiggabe verhindert werden.

Ein Volk, das aus Futtermangel verhungert ist, kann leicht erkannt werden, da keine Futterreserven vorhanden sind. Dieser Fehler wird kaum mehrmals begangen werden. Kontrolliert das Gewicht eurer Völker im Herbst! Nur so lässt sich Futtermangel rechtzeitig erkennen.

Auch Störenfriede im Winter können die Ursache für ein totes Volk sein. Spuren von Mäusen oder Spechten sind leicht zu erkennen: Angenagte Waben, Mäusekot am Boden oder der auf der Varroawindel und Löcher in den Kisten. Bei Störungen im Winter fliegen immer wieder einzelne Bienen von der Traube weg, um Erkundungen einzuholen. Sie erfrieren, und so wird das Volk immer kleiner. Wir hatten auch schon Völker, die vom Specht sehr dezimiert wurden und dementsprechend klein beim Auswintern waren, sich dann aber im Frühjahr äußerst gut entwickelt haben. Maßnahmen an betroffenen Ständen kann etwa ein Vogelnetz sein, das über die Völker gespannt wird. Mäuse lassen sich ganz einfach durch das Einengen des Fluglochs auf maximal 6mm abhalten.

Auch hier war eine Maus am Werk (Wabenschaden). Wahrscheinlich ein Varroaschaden, da keine Bienen in der Beute waren.
Nur die letzten Bienen sind auf den Waben erfroren. Die Maus ist nach dem Tod des Volkes in die Beute gelangt (keine Bienenteile im Boden). Kotspritzer auf der Wabe oder Oberträgern zeigen den Stress des Volkes vor dem Tod.

Kauf und Verkauf von Bienenvölkern

Nach der Auswinterung haben wir einen Überblick über unseren Völkerbestand. Jetzt können wir uns überlegen, ob wir vielleicht Völker reduzieren, Verluste ausgleichen oder ob wir unsere Imkerei erweitern wollen. Für den Völkerkauf und Verkauf gibt es folgende wichtige Faktoren, auf die man achten sollte: Herkunft, Gesundheit, Rückstände im Wachs und Volksstärke. Anfänger*innen empfehlen wir, eine erfahrene Person mitzunehmen.

Herkunft

Völker sollten möglichst regional gekauft/verkauft werden. Oft wird nicht im eigenen Verein gekauft, da leider nach wie vor Verlusten große Scham anhaftet und über dieses Thema kein ehrlicher Austausch in den Vereinen stattfindet. Das geschieht zum Leid der Bienen, die dann von weither geholt werden. Dadurch erhöht sich die Gefahr, Krankheiten einzuschleppen. Vor allem vom Kauf aus dem Ausland wollen wir hier stark abraten!

Wer große Verluste hat, sollte die Möglichkeit bekommen und sie auch nutzen, im Verein darüber zu sprechen und sich Unterstützung zu holen. Auch langjährige, erfahrene Imker*innen können manchmal vor neuen Problemen stehen, über die sie sich austauschen müssen. Nur so können wir voneinander lernen und zum Überleben der Honigbiene gemeinsam beitragen.

Gesundheit

Standard für den Völkerverkauf muss ein Gesundheitszeugnis sein. Wer plant, Völker zu verkaufen, sollte integriert zur Auswinterung Futterkranzproben nehmen. Als Käufer lässt man sich am besten Kopien der Untersuchungen aushändigen! In Zukunft könnte die Gemülluntersuchung der Völker uns bereits vorzeitige Informationen über den Faulbrutsporenzustand in Völker geben. Im Folgenden Link ist mehr über diese Methode zu erfahren. Sie wird in Tschechien vom Bieneninstitut Dol bereits seit mehreren Jahren erfolgreich angewendet. Diese Untersuchung ist leider in Österreich noch nicht anerkannt:

Rückstände im Wachs

Bereits im letzten Artikel haben wir euch auf die Rückstandsproblematik hingewiesen. Nur wer Biovölker kauft, kann davon ausgehen, dass sich keine Rückstände im Wachs befinden. Verlangt auch hier ein gültiges Zertifikat! Auf Vertrauensbasis könnte auch eine Wachsuntersuchung des Verkäuferbetriebes ausreichend sein.

Volksstärke

Hier wagen wir uns auf ein schwieriges Gebiet vor. Unserer Meinung nach muss ein Auswinterungsvolk so stark sein, dass ab der Kirschblüte erweitert werden kann. Wir empfehlen eine Mindestgröße zur Zeit der Kirschblüte von vier bis fünf Brutwaben Zandervoll und gesamt mindestens sechs mit Bienen voll besetze Rähmchen.

Unser Appell an alle Bezirks- und Landesverbände: Schafft die Möglichkeit, dass sich Imker*innen über Angebot und Nachfrage informieren können. Als positives Beispiel möchten wie auf die Imkerschule in Warth hinweisen, die jedes Frühjahr eine Liste mit Zuchtbetrieben aus der Region online stellt. Auch die Plattform Hektar Nektar bietet bereits die Möglichkeit Anbieter nach Region und weiteren Kriterien zu listen.

Wir wünschen allen einen wunderbaren Start in die neue Bienensaison und freuen uns auf spannende nächste Monate!


P.S.: Vom Februar-Artikel sind wir noch Hinweise zu Studien bezüglich der Reizfütterung schuldig, die wir leider vergessen haben:

Studien zum Futterteig
https://academic.oup.com/jee/article-abstract/99/3/604/2218453
https://www.researchgate.net/publication/322141338_Late_winter_feeding_stimulates_rapid_spring_development_of_carniolan_honey_bee_coloni

Flüssigfutter
volksentwicklung_2008_d.pdf

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