Februar, Dietmar Niessner

Liebe Imkerinnen und Imker!


Nach dem kurzen Einstieg im Jänner will ich mich heute weiter dem Thema Anfänger in der Imkerei widmen. Seit vielen Jahren begleite ich Anfänger und Anfängerinnen auf ihrem Weg zum hoffentlich
erfolgreichen Imkern.

Junge Interessenten

War der Altersdurchschnitt früher im bereich 55+, so finden sich heute viele Junge, vom Studenten bis zum IT-Techniker in den Kursen ein. Sie stehen im Arbeitsleben, haben diesbezüglch auch begrenzte Zeit zur Verfügung , bringen aber Qualitäten mit, von denen jeder Verein nur profitieren kann. Schwierigkeiten machen mir persönlich aber die ausgebildeten „Imkermeister“ aus dem Internet. Sie saugen alles auf, was nur irgendwo gepostet wird, wollen die Cerana einführen, um die Varroa in den Griff zu bekommen und können von Erfolgen diesbezüglich aus dem Ausland berichten. Andererseits findet man plötzlich junge Wilde sozusagen, mit hervorragenden Marketingkonzepten, wenn man sich aber die Produkte näher ansieht, fehlt es oft an der einfachen Erfahrung, wie man mit Honig umgeht oder es fehlen einfach die mindesten rechtlichen Anforderungen an eine Auszeichnung … Da merkt man dann wieder, welche Aufgaben wir in unseren Vereinen haben, Vermittlung von gesetzlichen Anforderungen, bienengerechte Völkerführung, sowie die Erzeugung von Qualitätshonig. Wobei die Varroaproblematik nach wie vor die schwierigste Aufgabe darstellt.

Gesetzliche Grundlagen zur Imkerei

Wie beginnt man eine Imkerei, was sind die Voraussetzungen? Fragen, die jeden Anfänger beschäftigen, gesetzliche Anforderungen, Ausbildung…

Gesetzliche Grundlagen zur Imkerei: da die Landwirtschaft in den Bereich der Länderkompetenz fällt finden wir in den Bienenzuchtgesetzen der jeweiligen Bundesländer auch die gesetzlichen Grundlagen. Sie unterschieden sich nicht wesentlich. Darüber hinaus sind wir aber auch mit den Hygienerichtlinien bezüglich der Honigernte und Verarbeitung konfrontiert, der Etikettiervorschrift, … Als Bioimker findet die EU-Bioverordnung, sowie bei einer Verbandszugehörigkeit die jeweiligen Verbandsrichtlinien Gültigkeit.

Rückstandsfreies Wachs

Was aber allen Anfängern zu empfehlen ist: Du beginnst deine Imkerei mit rückstandsfreiem Wachs für die Mittelwände.

Beschädigung der Silikonplatte wegen falschen Werkzeuggebrauchs.

Warum? Die Varroa hat die Imkerei aus dem Paradies vertrieben, so betitelte Weiler vor Jahren die Situation der Imkerei. Wir Imker waren hilflos, Völker brachen zusammen, die Behandlungsmethoden waren unzureichend erforscht, da waren natürlich die Milbenmittel die erste Rettung. Allerdings hinterließen sie ihre spuren im Wachs, das ja die Funktion einer Leber im Bienenvolk erfüllt. Das Wachs des Wabenbaus speichert viele Schadstoffe, sowohl aus der Umwelt, als auch jene, die der Imker durch seine Betriebsweise einbringt.

In der Zwischenzeit ist die Varroa gegen die Mittel resistent, der grossteil unserer Imker arbeiten mit den auch für die Bioimkerei zulässigen Mittel wie Ameisen, Milch und Oxalsäure. Allerdings gibt es immer noch das belastete Wachs im Umlauf, Wachs, das die Sünden der letzten 30 Jahre in sich trägt. Wachs, das für Kerzen ideal ist, allerdings in den Bienenvölkern der Neuzeit nix mehr zu suchen hat.

Unsere Jungimker brauchen sich an den Altlasten der letzten 30 Jahre nicht beteiligen. Sie wollen den besten Honig der Welt ernten, der aus dem eigenen Garten, von den eigenen Bienenvölkern, die ein Teil der Familie wurden. Natürlich ist das rückstandsfreie Wachs teurer, aber dies muss es uns Wert sein. Wabenhonig, Entdeckelungswachs mit Honig, wer nascht nicht gerne, wer lässt sich nicht verführen, aber niemand wird auf die Idee kommen an einem Gelsenstecker zu lutschen (leicht überzeichnet gesagt).

Also: Jungimker beginnen mit rückstandsfreiem Bienenwachs für ihre Mittelwände und wir alten unterstützen sie dabei, basta! Eventuell lassen wir sogar unser eigenes Wachs einmal untersuchen, um den Zustand des eigenen Wachses zu eruieren? Was tun, wenn’s doch nicht so sauber ist, wie wir es uns einzureden versuchten? Kunstschwarm im Juli mit Brutentnahme und alles auf rückstandsfreie Mittelwände einschlagen. Somit haben wir 2 Fliegen auf einen Schlag. Wachswechsel und die erste Varroasommerbehandlung in einem Aufwischen.

Den Vorteil eines nachweislich rückstandsfreien Wabenbaues erfahren in Zukunft alle, die Propoliscreme etc. erzeugen wollen, sauberes Wachs wird die Grundvoraussetzung dazu sein.

Das war zu spät – verhungert.
Winterling und Frühlingsknotenblume, die Vorspeise unserer Bienen im Jahresmenü.

Mittelwände selber pressen

Haselnusskätzchen liefern den ersten Pollen.

Rückstandsfreies Wachs heißt aber nicht, dass wir es auf Jahre in den Völkern belassen. Wachs nimmt ja nicht nur Medikamente auf, auch ubiquitäre Schadstoffe aus der Umwelt werden gespeichert. Altwaben, selbst jungfräulich und unbebrütet, gehören nach ein paar Jahren raus. Wabenwechsel, der Bienengesundheit zuliebe.
Was tun mit den Altwaben? In die Kerzenproduktion!

Junges Wachs sammeln wir und erstellen uns mit den gängigen Mittelwandwachspressen unsere eigenen Mittelwände. Vielleicht hat unser Verien eine angekauft, dann lass ich mich einschulen und den Gebrauch erklären. Da die Prägeplatten aus Silikon bestehen, keine metallenen Werkzeuge zum Trennen verwenden, allzuschnell ist ein Teil des Silikons am Rand der Presse verletzt, das ärgert. Wenn man sich eine Presse neu anschaffen will, dann gleich eine im Dadantmaß, weil man sie jederzeit zuschneiden kann, 1 Dadant ergibt 2 Flachzargenmittelwände. Nur so als Überlegungshilfe.

Bei den Bienen

Februar, wie geht’s unseren Bienen? Durch die zunehmende Tageslänge beginnen sie mit dem Brutgeschäft, gleichzeitig zieht der Winter je nach Gegend noch einmal so richtig über uns her, die Bienen ziehen sich die Brut schützend eng zusammen. Und da kann es zu Problemen kommen, wenn die Winterbienen durch verfrühten Totenfall den Kontakt zu den Wintervorräten verlieren, sie werden die Brut nicht aufgeben, davor verhungern sie lieber. Wir kennen hoffentlich unsere Problemkinder, eine kurze Nachschau gibt mir Gewissheit. Dann hilft nur noch Leerwabe raus und Futterwaben nachrücken, egal wie kalt es ist, die Alternative ist Verhungern.

Ich hoffe, die Fluglöcher sind vom Totenfall gesäubert worden, verlegte Fluglöcher sind hinderlich beim Reinigungsflug.

Verschämt versteckt, die weiblichen Blüten der Hasel.

Frühblüher

Draußen vor den Fluglöchern blüht vielerorts die Hasel, selbst im Waldviertel wird die Haselnuss versuchsweise in Plantagen angebaut. Meist finden wir sie in Gärten, am Waldrand, in Windschutzgürteln… auffällig die Kätzchen mit dem Pollenangebot, als Windbestäuber Pollen in Massen, ganz versteckt hingegen die weiblichen Blüten, versteckt in einer Schuppe die roten Blütenfäden. Im Unterholz der Gärten finden wir Winterlinge, die selbst durch den Schnee ihre gelben Sterne den Bienen als Nektar und Pollenangebot anbieten.

Die Samen des Winterlings ernten wir beim Vergilben der oberirdischen Teile und sähen sie unter den Sträuchern aus, es dauert bis zur ersten Blüte allerdings ca. 3 Jahre. Krokus wird sich gegen Ende des Monats ebenfalls sehen lassen. Am besten wir vermerken im Kalender einen Hinweis, im Herbst mit den Kindern des Ortes Krokuszwiebeln verstecken gehen. Vielleicht eine Möglichkeit mit den örtlichen Kindergärten und Schulen ins Gespräch zu kommen.

Empfehlenswert eine Seite im Internet: Phänologie : http://zacost.zamg.ac.at/phaeno_portal/
Hier kann man einerseits seine eigenen Beobachtungswerte eintragen, als auch langjährige Reihen des unterschiedlichen Blühbeginns der heimischen Flora nachverfolgen, vielleicht entdeckt so mancher eine Ergänzung zu seinen Bienen. Bienenhalten heißt auch: mit offenen Augen und Ohren durch die Natur zu streifen und mit der Seele baumeln. Dies wünsche ich euch, dass auch dies neben den Bienen möglich sein wird.

Krokus, Anziehungspunkt für die Insektenwelt.

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